Mh, ich sehe die Gründe dahinter eher pragmatisch.
Die eigentliche Frage wäre ja nicht ob es europäische Betriebsysteme gäbe oder nicht - sondern generell weshalb sich im DesktopBereich kaum Alternativen zu den beiden Plattformen UNIX und Windows etablieren lassen (sofern hier der Begriff "Plattform" diesbezüglich akzeptiert wird). Wie sich die unixoiden Systeme voneinander abspalten, muss ich hier ja wohl kaum jemand erläutern. Und weiter fragt sich, was man noch quasi unixoid kreiieren soll bzw was man für eine Familie abzweigen möchte.
Vlt könnte man ja noch etwas aus Minix abspalten, OpenSolaris wird auch stets genannt . . .
Ach, da wären ja noch Plan9, OS2/eComStation, Prologue und was auch immer noch portiert werden könnte . . .
Es ist weniger eine politische oder technische Frage, sondern eine des Aufwands.
Anfangs der 90er Jahre war die Zeit offenbar reif für ein neues, freies OS - es herrschte geradezu Goldgräberstimmung.
Ein neues OS würde einen imensen Aufwand nach sich ziehen, schlussendlich ist es einfacher, auf ein bestehendes zurückzugreifen.
Selbst auf dem Telekommunikationsmarkt ist es zusehends komplexer geworden, ein OS zu etablieren. War das zu Zeiten von PalmOS und Symbian noch einfacher, ist das aufgrund der Anforderungen an downloadbaren Apps zunehmend schwieriger geworden.
Weshalb sich Europa in solchen Dingen schwer tut?
Weil verlangt wird, dass es finanziell ausrichtsreich ist. Die Zeiten sind leider vorbei, als Fimen und Institutionen quasi selbstlos Gelder für Entwicklungen bereit stellten. Praktisch jede Abschlussarbeit ist ja schon ein Masterplan . . . - um es mal überspitzt zu sagen.
Daher schreiben wir lieber Oratien über Turing und loben die einstigen Meilensteine der ETH und mit den übrigen € & £ kauft man lieber Aktien von SAP als es in gemeinnützige Softwareentwicklung zu stecken.
Mit dem Boom der Smartphones ging wohl auch viel Interesse an diese Plattformen verloren. Vermutlich so mancher der vlt sonst auf ein Desktop-OS programmiert hätte, kreiert heute wohl bevorzugt Apps mit denen sich per "In-App-Käufen" ein wenig Kohle verdienen lässt.
Beschäftigten sich früher noch Heerscharen von Jungs mit dem Zusammenbau ihres Tower-PC's, sind nun auch diese zu einer kleinen Minderheit geworden.
Und was Sicherheit betrifft : hier wird doch Sicherheit mit Datenschutz verwechselt. Was hat die Sicherheit eines OS damit zu tun, ob nun ein IT-Gigant ode irgendeine Regierungsstelle Online-Daten sammelt?
Klar, diese Grenzen sind natürlich fliessend.
Im Zuge der NSA-Affäre trat bei manchen Politiker genau das ein, was prinzipiell gegen ein "offenes Internet" spräche : nämlich sich abkapseln.
Wie will man zB ein DatentransferProtokoll paktikabel in der Praxis verwenden wollen, wenn das Protokoll bzw dessen Lizenz zB proprietär bliebe?
Klar, ein moderner Ersatz zB für E-Mail wäre von Nöten - aber das müsste international geschehen.