wenn man will, kann man da sicher endlos politisch diskutieren. Das wollte ich nicht bewirken und bleibe deshalb auch die Antwort schuldig, weshalb zB Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj nicht mein Held ist (den ich allerdings nicht namentlich genannt hatte).
Wie es Zelenski in diese Auflistung schafft ist mir schleierhaft, das ist doch mal ein Politiker den man sich wünschen kann, der hat aus seiner Unternehmerzeit sicher noch einige Millionen und könnte sich ein schönes Leben in den USA machen, dennoch wählt er den Krieg in der Ukraine um sein Land zu verteidigen.
Nur der rhetorischen Retourkutsche wegen: Wladimir Wladimirowitsch Putin hat angeblich einige Milliarden gespart, mehrere Traumvillen mit goldenen Toilettenschüsseln und könnte sicher auch in der Schweiz, in Liechtenstein oder an anderen Plätzen sein Leben ungezwungen und bequem verbringen (vermutlich nur nicht auf der Krim). Stattdessen kümmert er sich seit Jahren um die Stabilität seines Landes und das Wohlergehen seiner Mitbürger und scheut nicht mal eine kriegerische Auseinandersetzung mit einem ehemaligen Bruderstaat.
Ich will das nicht weiter führen, nur verdeutlichen, dass wir uns hier hüten müssen.
Wenn nur noch eine Perspektive angeboten wird, muss man meiner Überzeugung nach besonders misstrauisch sein.
Muss unser Staat, um sich zu schützen, in die Köpfe der Leute blicken können?
ich will lieber nochmal auf diese Problematik zu sprechen kommen, denn: kann denn unser Staat (oder wer auch immer) in die Köpfe der Leute blicken?
Damit spiele ich auf den alten Spruch an, dass doch nicht selten die eifrigsten Kirchgänger auch das schlechteste Gewissen haben.
Genügen denn irgendwelche ominösen Daten, die doch nur an der Oberfläche gesammelt werden können, um ein umfassendes oder auch nur ein halbwegs verlässliches Bild von jemandem zu erhalten?
So wenig, wie jemand ein Terrorist ist, weil er Linux nutzt, so wenig ist der ja unbedingt ein König der Hacker. Viele Dinge sagen doch nicht viel über einen aus und die Schubladen, in die wir automatisch dann Leute stecken, sind doch in Wirklichkeit meist zu eng.
Ich weiß grad gar nicht, ob das in diesem Forum Brauch ist, aber von anderen Foren her kenne ich eine Einstufung der Mitglieder in Abhängigkeit zur bloßen Anzahl ihrer Veröffentlichungen. Da kann also jemand mit vielen Posts etwa ein "Meister" sein, obwohl er immer nur dummes Zeug von sich gibt und umgekehrt. Mir gefallen deshalb solche Wichtungen nicht und ich gebe auch nicht viel auf die Bewertungen und das Sammeln von Likes.
Zugegeben, ein schwacher Vergleich.
In meiner Jugendzeit war ich mal Mitglied der Jungen Union (das ist die Jugendorganisation der Partei CDU) und damals war unser Landesvorsitzender der Peter Altmaier, den ich auch heute noch persönlich sehr sympathisch finde. Einige Zeit danach wurde ich Mitglied in der ÖDP (gibt es die überhaupt noch), weil ich das Programm dieser Partei damals für sehr vernünftig hielt. Später nannte ich mich den letzten Grünen Jäger im Saarland, was natürlich ein Wortspiel ist, aber tatsächlich hatte ich über Jahre eine hohe Meinung von der Partei der Grünen, auch, wenn die keine Ahnung von Jagd haben. Heute bin ich vielleicht einer der letzten Marxisten Deutschlands. Keine Ahnung, ich weiß nicht mal wirklich, was ein Marxist überhaupt ist. In der Zwischenzeit von all dem hatte ich mal eine Freundin, die mich auch in Konzerte schleppte, wo Drogen geraucht wurden und befremdliche Reden über bevorstehende Aufstände zu hören waren.
Was davon macht mich nun aus? Und das ist ja nur eine kleine Auswahl.
Menschen ändern sich und passen sich ständig neu an.
Deshalb frage ich mich, welchen Nutzen denn tatsächlich all die Daten haben, "die man da so sammelt", denn sie geben nie ein vernünftiges Bild und erlauben nicht, letztlich in die Köpfe zu blicken.
Um in dem erwähnten Beispiel von
oben zu bleiben: hätte man die Möglichkeit gehabt, in den Kopf meines Bekannten zu blicken, oder ihn nur besser kennen zu lernen, hätte man eher einen sehr loyalen und treuen Geist entdeckt, der vielleicht etwas naiv durchs Leben geht, aber keinesfalls geneigt ist, Gesetze zu brechen oder jemanden zu betrügen.
Es erinnert mich an eine andere Erfahrung: früher hatten Kirchliche Träger ja noch bedeutend mehr Macht im Gesundheitswesen und drückten auch ihre Ideologie durch. Frauen durften nur Röcke tragen und die mussten über das Knie hinab reichen und sie durften auch nicht in außerehelichen Beziehungen leben.
Natürlich kann ein Arbeitgeber sich seine Leute aussuchen.
Aber warum hat sich das denn geändert?
Ich glaube nicht, dass es nur am Verlust der Macht wegen schwindenden Reichtums gelegen hat, sondern (steter Tropfen...) auch an einem neuen Verständnis des Menschen in unserer Gesellschaft. Da hat sich in den letzten Jahrzehnten (trotz CDU und Papst) doch sehr viel getan und wenn auch langsam, sind große Verbesserungen eingetreten. Damit meine ich ausdrücklich nicht den Quatsch, den man gerade mit Gender-gerechter Sprache fabriziert. Wir sind heute doch wirklich viel toleranter und irgendwie menschlicher, als je zuvor in Deutschland.
Deshalb glaube ich, daraus schließe ich, dass wir hier vermutlich am wenigsten auf der ganzen Welt den Schutz von TOR und Genossen überhaupt brauchen. Wir können uns trauen, offen unsere Meinung zu sagen und zu diskutieren.
Dass es immer noch jede Menge Dummköpfe gibt, die mit Offenheit nicht umgehen können und lieber an alten Mustern festhalten, ist unbestritten. Dagegen hilft aber kaum ein TOR-Browser.
Ganz anders sieht das etwa in China aus, was alleine wegen der großen Bevölkerung wohl zu den Staaten gezählt werden muss, wo die Meinung am wenigsten Frei ist. Damit haben die allerdings eine große und lange Tradition und es hört sich sarkastisch an, aber auch da hat sich inzwischen schon was gebessert. Die bringen heute angeblich nur noch einige Tausend Menschen im Jahr um, die sich nicht fügen, während es früher schon mal beliebig viele sein konnten und auch ethnische Säuberungen gar kein Problem darstellten.
Ich weiß nicht, ob diesen Chinesen wirklich die TOR-Technologie helfen kann. Oder den Iranern, den Saudis oder Menschen, aus welchem Schurken-Staat auch immer.
Aber wenn, dann will ich nicht unnötig "die Leitungen mit meinen Anrufen blockieren".
Das könnte ich nicht gut vor mir selbst verantworten.