Hat dazu jemand mal einen Artikel oder eine Untersuchung gefunden, wo es etwas detaillierter und vielleicht auch ausgewogener dargestellt wird, mit moeglichen Ursachen und Folgen.
das nicht, aber so meine eigenen Empfindungen.
Wir sind in der Geplauder, Fun und Chillzone und da mache ich ja immer gerne mit und gebe meinen Senf dazu, der in der Regel vollkommen unmaßgeblich bleibt, weil eben durch nichts als eigene Erfahrung gestützt. Nun kommt noch etwas hinzu: eine grundsätzliche Verweigerungshaltung gegenüber neu-modischem Schnick-Schnack.
Das ist nichts, worauf jemand stolz sein sollte. Aber, vor allem Männer in vorgesetztem Alter, können sich derlei Ignoranz mitunter erlauben und zelebrieren sie dann auch ganz gerne, als ein vermeintliches Zeichen ihrer Unabhängigkeit. Nehme ich mal an und gehöre ganz sicher dazu.
Nun unterscheide ich zwei Zonen: Privat vs Dienst
Privat gelingt es mir ausgezeichnet, ein derart abgespecktes Smart-Phone zu benutzen, dass ich damit gar nicht mehr ins Internet komme, keine Bilder mehr betrachten kann und auch sonst nicht viel außer telefonieren drin ist. Da kann ich auch mit meinen beiden FreeBSD-Desktops und den gelegentlich unvermeidbaren GNU/Linux-Rechnern auskommen und brauche keine Cloud, weil ich so etwas auch nicht will, kein Face-Book, Twitter, Whats-Up etc. Mir gefällt das ausgezeichnet und ich vermisse nichts, habe das Gefühl, selbst entschieden zu haben und alles das zu bekommen, was ich brauche. Tatsächlich bekomme ich inzwischen auch von FreeBSD schon mehr, als ich eigentlich möchte. So lädt es zB automatisch ein Blue-Tooth-Modul. Das ist mir nicht so wichtig, dass ich mich darum bisher hätte kümmern wollen, aber es durchaus nicht auf meiner Linie. Bloß, weil es da eine HW gibt, will ich doch nicht automatisch ein passendes Modul dafür laden.
Natürlich genieße ich andererseits solche Automatismen auch immer mehr. Ich will nicht mehr in jedem Fall ellenlange Dokus lesen und herausfinden, wie die Grundlagen zu einem Problem den lauten. Man nehme nur die Verschlüsselung von EMails mittels GPG. Ws ich habe ich da nicht alles gelesen und wieder vergessen! Das zusätzliche Wissen hat mich nicht wirklich weiter gebracht in meinem Leben.
Das führt nahezu nahtlos in den dienstlichen Bereich, wo ich von meiner Firma gezwungen werde, ein bestimmtes Windows mit bestimmter SW auf einem Laptop zu nutzen, ein bestimmtes IOS auf einem IPad, ein bestimmtes Android auf einem Smart-Phone. Natürlich will und kann ich nicht alle Systeme kennen lernen und ich darf sie letztlich auch gar nicht administrieren. Die Sysadmins sind ausgelagert oder zugekauft. Irgendwelche Unternehmen erledigen das. Spielraum gibt es nicht.
Obwohl ich es eigentlich nicht kann und darf, verweigere ich mich auch hier weitgehend dem neu-modischen Schnick-Schnack.
"Auf den alten Sack können wir verzichten", mag dabei die Überzeugung meiner Führungskräfte sein, womit sie mich dann nicht weiter drangsalieren und dafür bin ich wirklich dankbar.
Alle paar Monate kommt garantiert ein neuer Gimmick. Früher sagte man, glaub ich, "wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben".
Die Entwicklung ist rasant. Aber, wenn ich jemanden über etwas informieren will, könnte ich ihn doch anrufen. Mittels geeigneter Worte in der gemeinsamen Sprache ausgetauscht, kann sehr viel Information sehr effektiv ausgetauscht werden. Leider ohne jegliche Dokumentation und ohne diese kommen wir heute nicht mehr aus.
Deshalb entwickeln wir nicht nur Formulare (Heinz Erhardt: von der Wiege, bis zur Bahre: Formulare, Formulare), sondern ständig neue Erfassungs- und Austauschsysteme. Prozesse beschreiben, wie kommuniziert werden soll und darf und auch womit. Die verwendete SW oder Plattform kann laufend geändert werden, mal wird dieser Hersteller gewählt, mal jener. Ein dauerndes Experiment. Schließlich haben alle Daten irgendwo in einer Cloud gespeichert zu werden, damit sie auch jederzeit auf einem neuen Endgerät verfügbar gemacht werden können.
Mein Gefühl ist, dass es hier einen regelrechten Run auf möglichst moderne und hype Lösungen gibt.
Ich stelle mir vor, dass einer der Entscheider einen halbwüchsigen Sohn hat, der von seinem Vater verlangt, dass dieser Multimedial auf der Höhe der Zeit ist und nicht anruft, sondern Twittert oder Whats-Upt. Der Vater fügt sich nicht nur, sondern transportiert diesen modernen Lebensstil in die Firma, will mit der Zeit gehen und das auch seinen Mitarbeitern vermitteln. So kommt das bei mir an und ich fürchte, dass diese Entscheider von IT viel weniger begreifen, als zB ich selbst und das will was heißen.
Also, mir persönlich graust es nicht nur vor diesen neuen Techniken, sondern vor allem auch vor den Möglichkeiten, Sicherheit (vor Ausspähen) zu riskieren und weiter, genau diese Möglichkeit einer (fremden) Firma in die Hände zu geben.
Beim Telefonat kann dieses natürlich auch aufgezeichnet werden, es erfordert schon eine gewisse Energie eines Unternehmens, seine Mitarbeiter derart weitgehend zu überwachen.
Bei den neu-modischen Techniken ist die Überwachung direkt eingebaut. Das hat eine vollkommen andere Qualität und ich sehe sowohl die erwähnten Entscheider, als auch Betriebsräte hier als vollkommen unbedarft und viel zu gutgläubig an.
OK.
Alte Männer...
Schon klar. Aber, was man nicht tun sollte: uns alten Männern Berührungsängste zu IT und neuen Technologien unterstellen und damit unsere Bedenken weg zu wischen. Natürlich bin ich unbedarfter Endanwender. Aber unsere Generation ist die Generation IT. Nicht die jungen 17-jährigen, die heute IT nutzen, sondern wir haben die eingeführt und groß gemacht. Wir, die Generation 50+.
IT ist keine neue Erfindung mehr.
Wir sind damit aufgewachsen, wir haben garantiert keine Ängste vor dieser "neuen Technologie", weil sie eben neu ist und besonders alte Menschen immer das Neue argwöhnisch betrachten.
Wir haben aber vielleicht den Hintergrund, auch mal Abstand zu nehmen und einen Hype und dessen Entwicklung entspannt zu verfolgen, ohne gleich aufspringen zu müssen.
Also, zurück zum Thema.
Ja, ich empfinde auch diesen Wechsel der Paradigmen in Unternehmen, finde ihn persönlich nicht glücklich und sehe auch Gefahren darin.
Andererseits sehe ich auch, wie die Zeit sich ändert.
Die Zeit der Revolverhelden ist vorbei, wir führen nun Gesetzbücher ein (der Mann, der Liberty Valance erschoss).
Wir bringen Ordnung ins System und Firmen sind daran interessiert, neue Möglichkeiten dafür zu finden und zu nutzen.
Warten wir ab, wie sich das weiter entwickelt.