Ich vermute, dass man es historisch sehen muss. MIPS - ja lange Zeit eine Tochter von SGI und auf Ultra-High-End-Prozessoren fixiert - kam relativ spät in das Embedded-Geschäft. Nachdem die Firma eigenständig wurde, war sie recht klein und es fehlte wahrscheinlich an Kapital. Trotzdem gelang es MIPS nennenswerte Marktanteile zu erringen, gerade im Bereich Netzwerktechnik waren und sind ihre 64-Bit Prozessoren (z.B. als SOC von Octeon) sehr beliebt.
PowerPC behauptete lange von sich die meistverkaufteste CPU-Architektur zu sein und PPC war auch im Embedded-Bereich sehr beliebt. Allerdings sieht man seit einigen Jahren immer weniger PPC, sie befinden sich subjektiv gesehen deutlich auf dem Rückzug. Ich weiß nicht genau woran es liegt, aber ein Punkt ist sicher das lange Zeit relativ starre Lizenzmodell und die nicht immer glückliche Beziehung zwischen Freescale und IBM.
SPARC sah man einige Zeit lang im Embedded-Bereich, gerade LSI war dort aktiv. Allerdings ist es eingeschlafen, es scheint keine nennenswerten SOC auf SPARC-Basis zu geben. Dinge wie Super-H waren sowieso immer Außenseiter.
Im Rückblick gesehen hat ARM einige Dinge richtig gemacht und einfach Glück gehabt:
- ARM war sehr billig, hat damit den Markt vom unteren Low-End-Bereich aufgerollt.
- ARM hatte schon früh herausragendes Powermanagement.
- ARM hatte Glück das richtige Produkt zur richtigen Zeit zu haben und damit in Smartphones praktisch alternativlos zu werden.
- ARM hatte einen guten Draht zu Apple.
- Die Konkurrenz hat geschlafen.
Dabei ist ARM nicht einmal eine sooo schöne Architektur. Gerade das kommende ARMv8 klingt teilweise doch sehr "bastelig". Es ist halt auch eine alte und historisch gewachsene Struktur. Man kann schlecht in die Zukunft schauen, aber ich denke, dass das Rennen sich auf ARM und x86 beschränken wird. PPC, SPARC und Exoten sind schon zu weit zurückgefallen und werden in ihren Spezialbereichen bleiben, MIPS fehlt die Marktmacht. Einzig Chinas noch zu wählende "Staatsarchitektur" mag daran was ändern können. Für Intel und AMD besteht die Herausforderung darin, das überzüchtete x86 "klein" zu bekommen. Intel ist recht gut davor, aber wie gut sie es am Ende wird nur die Zukunft zeigen können. ARM darf durch seinen Hype nicht größenwahnsinnig werden und muss beachten, dass Intel und AMD bei leistungsfähigen CPUs einen extrem Vorsprung haben. Zudem verheizen moderne, leistungsstarke CPUs einen Großteil der Energie im Cache und Bussystem und nicht in den Kernen, dass die "x86-Steuer" wirklich existiert ist nie bewiesen worden. Eine leistungsstarke ARM-CPU könnte den Effizienzvorteil der Architektur verlieren oder zumindest auf ein Maß schrumpfen lassen, dass er irrelevant wird. Bei den Überlegen muss man auch noch im Kopf behalten, dass Intel eine der wenigen ARM-Volllizenzen besitzt, also nicht nur Kernel einkaufen und verbauen kann, stattdessen auch eigene entwickeln. Zwar hat man das XScale-Geschäft verkauft, aber wenn es hart auf hart kommt, ist eine "Intel-ARM-CPU" nicht auszuschließen. Wie ich schrieb, es wird spannend.
