Hier ging es um das Titelbild mit dem Sparschwein. In muslimischen oder jüdischen Haushalten würde *niemand* auf die Idee kommen, etwas Wertvolles in einem Schwein aufzubewahren.
Dass Du das Sparschwein offenbar überlesen hast, zeigt genau unsere eigene Kulturblindheit und warum es Sinn machen kann, Menschen mit anderem Hintergrund (Größe, Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Religion, körperlichen Fähigkeiten,...) einzubeziehen.
Richtig - das ist in der Industrie schon lang bekannt und wird auch getan.
Ein Beispiel: mir ist in Indonesien mal der Sonnenschutz ausgegangen. Dann hab ich da in einem Laden tatsächlich original Beiersdorf/NIVEA Sonnenmilch gefunden - gleicher Name, gleiche Verpackung, gleiches Design, gleicher Hersteller - genau die, die man auch hier kaufen kann.
Und dann hab ich nicht schlecht gestaut darüber, dass ich kein bischen braun geworden bin! Die Sonnenmilch, die in Indonesien verkauft wird, ist also anders zusammengesetzt und verhindert jegliche Bräunung.
Das ist verständlich, denn Indonesien liegt am Äquator, und Bräune gilt dort nicht als Schönheitsideal (sondern zeigt, dass man arm ist und auf dem Feld arbeiten muss).
Diese Unterschiede der kulturellen Werte gibt es, und sie sind fast immer geografisch und klimatisch begründet und bei Interesse leicht nachzuvollziehen.
Im Nahen Osten etwa läßt sich Schweinefleisch (ohne moderne technische Hilfsmittel) nicht haltbar machen und verdirbt, ist daher gesundheitsschädlich. In Europa dagegen ist das Schwein inbegriff für Nahrung und Wohlstand, und das schon seit Jahrtausenden - glücklich ist, wer (ein) Schwein hat. (Das obenzitierte Mabinogion etwa geht zürück auf die ältesten überlieferten Mythen der keltischen Kultur.)
Dementsprechend wird eine Versicherung, wenn sie in Arabien Altersvorsorge verkaufen will, auch kaum ein Glücksschwein als Symbol wählen - und ich denke, das ist den Unternehmen vüllig bewusst.
Eine ganz andere Sache ist es, wenn man heutzutage meint, jegliche kulturellen Unterschiede müßten
überall berücksichtigt werden. Das ist schon deshalb falsch, weil diese kulturellen Eigenheiten z.B. klimatisch begründet sind und zu einer geografischen Region gehören (und anderswo gar keinen Sinn ergeben).
Es ist aber auch deshalb falsch, weil diese jahrtausendealten Ideen und Symbole eben das sind, worauf eine gemeinsame Kultur und Kommunikation dann aufbaut.
Würde man diese durch eine beliebige Vielfalt ersetzen, dann hätte man keine gemeinsamen Ideen und mithin keine Kultur und keine Kommunikation mehr - dann würden wir nur sprachlos nebeneinander sitzen und isoliert als Konsumzombies auf unsere Smartphones starren, wo uns Influencer erklären was wir alles kaufen müssen. Man erreicht damit also genau das, was man vorgeblich
nicht will: eine Reduzierung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner und die Beseitigung der Vielfalt zu Gunsten einer Uniformität.
Und auch wenn sich Kommunisten und Neoliberale darin einig sind, dass genau diese dumpfe Uniformität das eigentlich Angstrebte ist (die ersteren aus gleichmacherischen Gründen, die zweiten im Interesse der globalen Profite), so ist das Ergebnis doch nicht lebenswert.
Auch das sollte man verstehen, wenn man von Diversität spricht.