Also, dass SSDs einen enormen Geschwindigkeits-Schub bringen und auch ansonsten Vorteile aufweisen, will ich gar nicht in Abrede stellen. Das ist so, Punkt.
Allerdings gilt das nur für den Datendurchsatz von und zur SSD.
Beim Booten und beim Starten von Programmen ist hier sicher die entscheidende Steigerung möglich. Beim Arbeiten hängt viel mehr am RAM und ganz besonders, wenn dann auch noch tmpfs genutzt wird.
Außerdem sollte man meiner Meinung nach gerade bei SSDs auch auf das Dateisystem achten. Wenn etwa ZFS genommen wird, dann funkt dieses doch ganz oft und mitunter heftig zur Platte. Ich denke, desto dümmer ein Dateisystem, desto besser für eine SSD. (wobei grundsätzlich die normale Festplatte auch dankbar sein wird, wenn sie mal in den Leerlauf gehen darf). Wir betreiben mit modernen Dateisystemen einen enormen Aufwand, um Datenintegrität sicher zu stellen und dieser Aufwand bleibt nicht ganz spurlos. Man könnte vielleicht bei einem Desktop-System auch sagen, dass der PC und das Dateisystem mit sich selbst schon ganz gut beschäftigt sind und vielleicht über den Tag betrachtet mehr Datenvolumen fabrizieren, als an Nutzdaten transportiert werden.
Was die zusätzlichen Dienste angeht, die in einem System so munter mitlaufen, konnte ich auch bei Ubuntu so einige sehen, die ich lieber nicht haben wollte. Auch bei FreeBSD schalte ich etwa den Syslog nach einer Installation ab. Das bedeutet, ich bin da sicher über-kritisch. Aber sehen wir zum Beispiel cups. cups soll mir meinen Drucker komfortabel ansteuern. Mehr nicht. Ich kann es auch als Printserver aufsetzen, doch das macht heute immer weniger Sinn, wo es günstige Netzwerkdrucker gibt. Ubuntu zum Beispiel installiert aber mit cups auch drei bis vier zusätzliche Dienste (die es für FreeBSD auch gibt) und ermöglicht es so, einen neuen Drucker automatisch im Netz aufzuspüren und quasi schon fertig zu installieren, ohne dass der Nutzer (bzw Sysadmin) dazu noch einen Finger rühren müsste.
Das wird sicher die Mehrheit aller Anwender als sehr angenehm empfinden.
Mir ist das lästig, denn es laufen diese Dienste ja dauernd, Jahraus, Jahrein und immer munter vor sich hin, während ich tatsächlich nur alle paar Jahre mal einen neuen Drucker bekomme und dann vor dem Problem des Einrichtens stehe. Ich mag nicht, dass dauernd irgendwelche Dinge vorsorglich laufen, um mir dann möglicherweise mal eine Last zu erleichtern, die ich aber durchaus auch stemmen kann.
Ähnlich kann ich das für Netzwerkmanager oder Tastatur- und Eingabe-Medien-Umschalter, für Monitor-Auflösung und vielleicht noch andere Stellen im System behaupten. Sicher, es kann ganz nett sein, wenn man mit kleinen Helfern umfassend ausgestattet ist und sich um nichts mehr kümmern muss. Aber für mich und mein Leben und deshalb auch für meinen Umgang mit einem PC habe ich anders entschieden und mag das nicht. Mir ist ein puritanisches System lieber, das genau nur das macht, was ich brauche und das nicht noch für jede mögliche, jemals vorkommende Situation automatisch eine Anpassung vornehmen kann.
Bei Microsoft kommen dann sicher noch die vermehrt auftauchenden finanziellen Interessen ins Spiel.
Es ist ja dort üblich, SW, bzw die Lizenz dazu, käuflich zu erwerben und das wird doch von manchen Anbietern diverser Helfer-Programme ausgenutzt und Werbung jeder Form zusätzlich installiert. Ich möchte nicht wissen, wie die Gefahr für Viren tatsächlich aussähe, wenn man den Verkauf von Virenscannern verböte. So ein Viren-Scanner ist auch eine Möglichkeit, Festplatte und PC mit sich selbst beschäftigen zu lassen. Natürlich ist das System-fremde SW und es kann nicht Microsoft angelastet werden, wenn Anwender sich unsicher fühlen und dann derartige Programme installieren und nutzen. Und es erscheint mir auch logisch, dass manche Anbieter von PCs hier bereits Vorarbeit leisten und jeweils Angebote von irgendwas aufspielen, damit der neue Nutzer nach einer gewissen Zeit zum Kauf der Lizenzen aufgefordert wird. Das ist nicht Microsoft anzulasten, aber es ist auch eine Folge der Haltung dieses Konzerns gegenüber SW und offener SW im besonderen. Microsoft ist das Beispiel für einen Konzern, der mit SW-Lizenzen und Patenten Geld verdient. Im OpenSource Bereich käme jeden Anwender eine SW doch sehr merkwürdig vor, die nach einer gewissen Zeit ein Fenster öffnet und um Überweisung einer Gebühr bittet. Das liegt nicht an OpenSource! Wir würden nur deshalb merkwürdig schauen, weil wir so etwas nicht gewohnt sind. In der Microsoft-Welt schaut da niemand merkwürdig, weil man es nicht anders erwartet.
Diese Erwartungshaltung bestimmt und beflügelt letztlich auch den Einsatz der oben erwähnten Helfer-SW. Der typische Nutzer eines Microsoft-Systems möchte nicht selbst etwas entscheiden und bestimmen, er will einen PC nutzen und hat davon eine gewisse Vorstellung, was er da macht und was der PC leisten soll und dazu gehört eben auch das Angebot an Zusatzdiensten. Ubuntu installiert diese Dienste auch deshalb, weil es die gleiche Klientel im Blick hat und deren Erwartungen erfüllen möchte. Beide werden damit nicht automatisch zu bösen System, aber für mich sind sie beide in ihren typischen, Endanwendergerechten Ausbaustufen ärgerlich und entsetzen mich.
Mir sind Dienste, die ich nicht will, eine Belästigung und keine Bereicherung und ihr dauerhaftes Vorhandensein eine Verschwendung von Ressourcen, die ich mit Umweltverschmutzung gleich setze.
In einem Ubuntu kann ich mich einigermaßen zur Wehr setzen und viele Dinge abschalten. Es kommt auch alles nur aus der einen Quelle, alles von Ubuntu. Bei Microsoft habe ich keinen blassen Schimmer, wie ich den störenden Programmen auf den Leib rücken kann, ohne dann auch das System zu gefährden. Und es kommt eben nicht alles nur von Microsoft, sondern von überall strömen irgendwelche Programme auf einen PC und wollen mir da bei etwas helfen und ich armer Tropf stehe dem hilflos gegenüber.